Tragischer MOAS-Rettungseinsatz im Mittelmeer: mehr als 30 Tote, weil Flüchtlingsboot kentert

Bei einem Rettungseinsatz vor der Küste Libyens konnte MOAS 600 Flüchtende retten. 33 Menschen verloren jedoch ihr Leben, darunter sieben Kinder. Mehrere Menschen schweben in Lebensgefahr.

 Valletta, 26. Mai 2017. Am vergangenen Mittwoch, den 24. Mai 2017, sichteten die Helfer der Such- und Rettungsorganisation MOAS im Mittelmeer drei Boote, mit denen insgesamt etwa 1.500 Migranten das Mittelmeer überqueren wollten. Während MOAS zur Hilfe eilte, brachte eine hohe Welle ein Holzboot mit etwa 750 Flüchtenden zum Kentern. Mehrere Hundert Menschen stürzten ins Wasser, die restlichen Flüchtenden waren unter Deck eingeschlossen.

Nach stundenlangem Einsatz konnte die MOAS-Crew 604 Überlebende aus dem Wasser und dem Innenraum des Holzbootes in Sicherheit bringen. 32 Flüchtende konnten die Helfer nur noch als Leichname aus dem Wasser bergen. Ein weiterer Mann starb an Bord des MOAS-Schiffes M.Y. Phoenix. Viele Überlebende schweben in Lebensgefahr, darunter auch eine Schwangere, die auf See einen Sohn verloren hatte. Der Rettungseinsatz war einer der tragischsten Einsätze seit der Gründung von MOAS in 2014.

„Es gibt keine Worte für das, was im Mittelmeerraum gerade geschieht. Es ist eine schreckliche Tragödie, die sich vor den Toren Europas abspielt“, sagt MOAS-Gründer Christopher Catrambone, der selbst an den Rettungsbemühungen beteiligt war. „Wir von MOAS tun, was wir können, um weiterhin Leben zu retten. Um das andauernde Sterben zu beenden, müssen die Regierenden in Europa jedoch endlich Lösungen finden.“

Eine ausführliche Pressemitteilung in Englisch finden Sie hier.

Ein Bericht von MOAS über die Geschehnisse:

Am Mittwoch, den 24. Mai 2017, fand eine der bisher tragischsten Rettungen durch MOAS statt. Durch eine Welle wurden Hunderte Menschen während einer Rettungsaktion von einem mit etwa 750 Menschen hoffnungslos überladenen Holzboot ins Wasser gespült.

604 Menschen wurden lebend gerettet, das MOAS-Schiff M.Y. Phoenix musste aber auch 33 Tote an Bord nehmen, darunter sieben Kinder, 14 Frauen und zwölf Männer. Einige Menschen werden weiterhin vermisst.

In den frühen Morgenstunden wurde das Holzboot durch das MOAS-Suchflugzeug gesichtet.  Die M.Y. Phoenix ließ sofort ihre zwei Hartrumpf-Schlauchboote zu Wasser, die sich dem Boot rasch näherten. Während die Crew den Menschen Schwimmwesten zuwarf, schlug eine Welle gegen das instabile Boot und etwa 400 Personen gerieten ins Wasser. Die Mitarbeiter der M.Y. Phoenix zogen über mehrere Stunden Menschen aus dem Wasser. Gleichzeitig versuchten weitere MOAS-Besatzungsmitglieder, das verschlossene Deck des Holzbootes aufzubrechen. Im Innenraum kämpften weitere Hunderte Menschen um ihr Überleben.

Inzwischen suchte zusätzlich ein italienischer Marinehubschrauber nach Überlebenden, ein spanisches Flugzeug setzte drei Rettungsflöße aus und die italienische Küstenwache und Marine sowie zwei Handelsschiffe kamen den MOAS-Rettungskräften zur Hilfe. Die vielen Menschen im Wasser machten die Rettungsbemühungen extrem schwierig. Es erforderte größte Vorsicht und Sorgfalt, die Rettungsboote zwischen Menschen und Wrackteilen zu navigieren.

Das MOAS-Postrettungsteam kämpfte um das Überleben einiger Patienten in kritischem Zustand. Drei Patienten wurden inzwischen von der M.Y. Phoenix durch das italienische Marineschiff Libra evakuiert. Trotz der unermüdlichen Bemühungen des Postrettungsteams erlag ein Mann schließlich seinen Verletzungen an Bord.

Die M.Y. Phoenix ist derzeit auf dem Weg nach Norden. Sie wird am Samstagmorgen, den 27. Mai, im Hafen der italienischen Stadt Crotone erwartet.

MOAS-Direktorin Regina Catrambone sagt: „Wir sind alle durch den unnötigen Verlust der vielen Menschenleben, vor allem dem der kleinen Kinder, tief erschüttert. Wir bitten die Führer der G7-Länder, die sich derzeit in Sizilien treffen, sich auf umsetzbare humanitäre Lösungen zu konzentrieren, statt unrealistische Pläne rund um mehr Grenzkontrollen voranzutreiben.. Während die M.Y. Phoenix nach Norden fährt, trägt sie nicht nur das Gewicht der 33 tot aus dem Meer geborgenen Körper, sondern auch das Gewicht der Gleichgültigkeit der Weltgemeinschaft und ihrer Regierenden.“

Hintergrund zu MOAS
MOAS ist eine eingetragene gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Malta, die Migranten in Seenot hilft. Durch Bereitstellung professioneller Such- und -Rettungsdienste entlang der weltweit tödlichsten Grenze der Welt wird versucht, den Verlust von Menschenleben zu reduzieren. Ursprünglich als eine private Initiative im Jahr 2014 gegründet, war MOAS die erste NGO im Mittelmeer, um Migranten und Flüchtlinge zu retten, die die gefährliche Reise von Libyen nach Italien antreten. Seitdem ist MOAS zu einer internationalen Organisation geworden, die über 35.000 Kinder, Frauen und Männer im Mittelmeer und der Ägäis gerettet und unterstützt hat.

MOAS ist mit dem 40 Meter langen Rettungsschiff M.Y. Phoenix unterwegs und nutzte im vergangenen Jahr zusätzlich Drohnen für die Suche auf See. MOAS kooperiert mit erfahrenen Teams aus Seeleuten sowie Such- und Rettungskräften, die mit Notfallhelfern zusammenarbeiten. Als gemeinnützige Organisation finanziert sich MOAS komplett aus Spenden und ist für die kommenden Einsätze auf weitere Unterstützung angewiesen.

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